Ortler - Zustieg zur Berglhütte

Mindestens einmal im Jahr bietet unsere Sektion eine „ordentliche“ Bergtour an. Mit dabei sind meist dieselben Haudegen und -innen. Man kennt sich, man weiss was die Leute können. Das ist wichtig bei einer langen Tour wie dieser. Obwohl mit Stefan und Patrick zwei erfahrene Tourführer dabei sind, muss jeder dem Gelände absolut gewachsen sein.

Dieses Jahr ist es der Ortler, der mit 3905m höchste Berg Südtirols. Ein gewaltiger, vergletscherter Koloss. Von allen Seiten schwer. Stefan entscheidet sich für den Aufstieg über den alten Meraner Weg, der Anfang des 20. Jahrhunderts zu einer Art Klettersteig ausgebaut wurde. Trotz der Versicherungen sind 1700 Höhenmeter von der Berglhütte in Fels und Gletscher zu überwinden. Eine konditionell anspruchsvolle Tour, die absolute Trittsicherheit verlangt.

Das schwerte am ersten Tag ist die lange Fahrt nach Südtirol und das Aushalten der vielen hundert Kurven in den überquerten Pässen. Die 600 Höhenmeter Aufstieg zur Berglhütte durch den Wald sind dann schnell erledigt. Die Hütte selbst wirkt urig, manche würden auch sagen: Alt. Unser Nachtlager befindet sich ganz oben unter dem Dach. Auf den ersten Blick sehen die Betten und Decken wie tolle Lebensräume für Wanzen und anderes Ungeziefer aus. Rückblickend betrachtet werden einige von uns jedoch sagen, dass wir da oben wunderbar geschlafen haben.

Der Hüttenwirt, ein bärtiger Bergmensch, meist umringt von ein paar jüngeren Frauen, wirkt zunächst etwas grantig. Man meint ihm anzusehen, dass es da oben nicht all zuviel zu tun gibt. Die Aufstiegsroute ist nicht die beliebteste. An diesem Donnerstag sind ausser uns nur noch eine Hand voll anderer Gäste da. Der Gastraum wirkt zunächst kalt und abweisend. Beim Abendessen warten im Kerzenlicht auf den warmen Essensgeruch aus der Küche, doch wir riechen nichts. Spekulationen werden laut, doch dann kommt das Essen: Suppe und ein grosser Teller Pasta - und zum Nachtisch Kaiserschmarren!