Go back to list
Ober Gabelhorn via Arbengrat

Ober Gabelhorn

Mountaineering/Alpine
ZS, 3c
Date of tour
14.8.2021
Tour started at
04:59
Tour finished at
17:02
Active time in hours
12.1 hrs
Distance in km
5.5 km
Ascent
967 m
Descent
986 m
Lowest point
3208 m
Highest point
4063 m
dashboard.stats.metric.description.hr
routes.stats.metric.values.avgHr
mountain (alpine)
Ober Gabelhorn 4063 m
mountain
Wellenkuppe 3894 m
glacier
Triftgletscher
Arbengletscher
building
Arbenbiwak SAC 3233 m
place
Rothornhütte 3198 m

Ausser uns sind noch etwa zehn Personen im Biwak. Schlafen kann ich nicht - aber das ist ja normal. Es ist zudem überraschend frisch, trotz der Decke. Alle ausser uns wollen um 4 Uhr bereits los, aber wir planen weiterhin 5 Uhr ein, da wir etwas sehen wollen, wenn wir in die Rinne einsteigen. Ausserdem denken wir zu diesem Zeitpunkt noch, dass die Tour "nur" rund 10 Stunden dauern würde...

Das hat aber alles auch seinen Vorteil. Als wir frühstücken, ist die Hütte fast leer. Nur zwei Leute, die nachts noch von irgendwo her gekommen waren, schlafen tief und fest. Wir packen zusammen, und Punkt 5 Uhr geht es los!

Gleich nach dem Felsteil hinter dem Biwak betreten wir das Firnfeld. Das ist hart gefroren und wir ziehen Steigeisen an. Die brauchen wir auch, denn der Weg zum Einstieg ist noch relativ weit und teilweise steil. Etwa eine Stunde brauchen wir bis dahin. Der Weg ist nicht ganz trivial, und wir sind froh, dass es bereits hell ist.

Die Rinne ist die erste Herausforderung: Ein Gemisch aus Fels und Firn - nicht immer fest, aber gut begehbar. Die Rinne ist zudem sehr breit, bis zu 5 Meter, und nicht ausgesetzt. Wo es geht, nutzen wir den Firn, um schnell voran zu kommen, auch wenn teilweise hart vereiste Stellen erhöhte Vorsicht erfordern.

Am Grat angelangt erstrahlen die Berge um uns herum bereits im schönsten Rot. Ein herrlicher Blick auf Matterhorn und Dent Blanche! Genau so muss eine Tour beginnen.

Oben am Grat beginnt die Kletterei im leichten Fels. Man hält sich meist links vom Grat in der Flanke. Der Fels ist griffig und bietet immer gute Griffe und Tritte.

So geht es gut voran bis zu einem ersten Turm. Ist das schon der "kleine Gendarm" aus der Topo, den man rechts umgehen soll? Wir sind unsicher, denn rechts hinunter geht ein Schneefeld, es sind auch ein paar alte Spuren drin, aber es sieht wirklich nicht gut aus. Daher beschliessen wir, das Türmchen links zu umgehen - und da es ab hier steiler und ausgesetzter wird, das Seil heraus zu holen.

Über die Flanke kommen wir wieder oben auf den Grat und sehen nun vor uns: Kleiner Gendarm, grosser Gendarm und den mächtigen Gipfelaufbau - und darin auch schon die Kollegen aus dem Biwak, die eine Stunde vorher losgegangen waren.

Den kleinen Gendarm umgehen wir rechts. Es ist eine ausgesetzte 3er-Stelle drin, die aber leicht zu klettern ist. Den darauf folgenden grossen Gendarm könnte man über 4er-Stellen direkt erklettern, aber es ist nicht direkt ersichtlich, wo es überhaupt hochgehen sollte - das wollen wir heute nicht riskieren, und entscheiden uns für die Umgehung in der linken Flanke.

Hier geht es zunächst "irgendwie" hinunter, und dann auf deutlich sich hervor hebende weisse Felsen zu, auf denen wir wieder hoch zur Gratkante klettern. Die Seillänge von 50m reizen wir dabei voll aus.

Wieder oben auf dem Grat haben wir tatsächlich einmal Gegenverkehr - ein Vater mit seinem Sohn (vermutlich), ansonsten sind wir (natürlich) ganz alleine unterwegs. Die Kletterei bis und am am Gipfelaufbau ist sehr schön und bei weitem nicht so schwer, wie sie von weitem in der Draufsicht aussieht.

Um kurz nach 10 Uhr sind wir auf dem Gipfel, wir haben rund 5 Stunden gebraucht.

Nach einer ausgiebigen Pause - alleine auf dem Gipfel zu sein hat schon was - geht es an den Abstieg. Dieser sollte weit komplexer werden als der Aufstieg. Der Blick hinunter in die Nordwand und über den Firngrat hinüber zur Wellenkuppe ist absolut atemberaubend. Und los gehts bereits mit zahlreichen Abseilstellen.

Die erste ist etwas tückisch. Man muss schauen, dass man nicht direkt in Falllinie hinunter geht, sondern sich mehr am Grat hält, sonst landet man unten im steilen Eisgelände und muss sich dann mühsam nach oben wuchten. Ab dann ist es mehr oder weniger Fleissarbeit. Andreas verliert zwischendurch seinen Tube. Er rutscht ihm aus der Hand und ich sehe ihm nach, wie er in grossen Sprüngen über die Nordwand hinab auf den Gletscher hüpft... d.h. von nun an lasse ich ihn zuerst ab, dann komme ich abseilend hinterher. Das alles braucht seine Zeit, ein Absiler nach dem anderen - ich habs nicht gezählt, aber etwa 7x muss man die Prozedur schon machen mit einem 50er Seil. Bis wir am Firngrat sind, sind auch wieder zwei Stunden vergangen.

Dieser Grat war für mich in der Planung der Knackpunkt - davor hatte ich echt Respekt. Firngrate kann man schlecht absichern. Und wenn der hier blank ist, dann geht man auf heissen Sohlen. Nach links geht es steil hinunter in die Nordwand, und je weiter man geht, desto steiler wird es in dieser Richtung sogar. Heute ist der Weg super: Guter Trittfirn und sehr gute Tritte. Vorsichtig gehend kommen wir gut voran - bis zur nächsten Schwierigkeit. Ein grosser Turm stellt sich uns entgegen, den wir in dieser Grösse nicht erwartet hatten.

Laut Silbernagel seien da einfach Fixseile drin. Wir sehen aber nix. Und wissen auch nicht so recht, wie man den Turm angehen sollte. Später in der Hütte erzählt uns ein Pärchen, dass sie den Turm direkt erklettert hätten - das sieht zwar wild aus, ist aber wohl gut machbar. Okay. Wir gehen links auf einem schmalen Band in die Flanke, und von dort aus dann wieder hoch auf den Grat. Bohrhaken gibts übrigens keine... - und natürlich braucht auch diese Umgehung seine Zeit.

Dann: Oben. Jetzt kommen die Fixseile! Ah ha. Und was für welche. 5 Zentimeter dick, fest verankert. Aber: Man muss sich richtig hinein hängen, und die Füsse stehen oft einfach nur auf Reibung an einer Platte. Unter einem gehts hunderte Meter fast senkrecht abwärts. Das braucht schon ein bisschen Nerven und vor allem gute Handkraft. Sicherheitshalber sichern wir parallel mit dem Seil, denn einmal abgerutscht oder losgelassen würde hier den Totalabsturz bedeuten.

Auch diese Passage ist bald überwunden, und dann beginnt der mühsame Gegenanstieg zur Wellenkuppe. Das ist nicht schwer, aber ermüdend. Von dort oben gehts dann hinunter, wo wieder 3 Abseilstellen auf uns warten.

Und dann... wirds kompliziert. Wir folgen zunächst noch den gut sichtbaren Steinmännern, doch diese werden immer weniger. Wir sind in der Ostflanke der Wellenkuppe, und es drängt sich uns immer mehr der Eindruck auf, dass wir hier nicht sein sollten. Das Gelände ist extrem brüchig und schuttig. Wir gehen extrem vorsichtig, und trotzdem passieren uns fast zwei Unfälle: Ich greife einen Felsbrocken, etwa einen halben Meter gross, der plötzlich heraus kommt. Ich stemme mcih mit der Schulter gerade noch dagegen, um aus der Falllinie zu kommen, und meinen Fuss weg zu ziehen, dann donnert das Ding hinunter. Andreas versucht, auf einem kleinen Schneefeld abzusteigen, doch plötzlich rutscht er mitsamt Schnee fünf Meter hinunter. Sein Pickelstopp hat nicht viel geholfen, denn unter dem Schnee war blankes Eis...

Wir haben echt die Schnauze voll. Zwar gibt es noch vereinzelte Spuren von Begehungen, aber das hilft uns auch nicht viel. Wir haben wohl irgendwo die Abzweigung verpasst, und so kämpfen wir uns die letzten Meter noch irgendwie hinunter bis auf den Gletscher. Der Schnee ist jetzt, da es bereits 16 Uhr ist, extrem weich. Immer wieder rutscht Schnee ab, sammelt sich in ein einer kleinen Lawine und donnert über eine Felskante.

Im Schnee angekommen halten wir uns links an der Felskante - immerhin sind hier gute Spuren drin. Dann seilen wir uns an und gehen zügig über das endlos wirkende Gletscherfeld bis zur Rothornhütte. Zunächst noch einsinkend bis zu den Knien, später dann - zum Glück - besser.

Um 17 Uhr sind wir dort, für den Abstieg haben wir sechseinhalb Stunden gebraucht. Wir vermuten, dass all die aneinander gereihten Kleinigkeiten zu der längeren Dauer geführt haben, denn gefühlt waren wir nirgends wirklich trödelnd unterwegs. Das Stück Schoggikuchen mit Rahm auf der Hütte haben wir uns verdient!

Nach ein bisschen Recherche ist nun klar, dass es für den Abstieg von der Wellenkuppe zwei Varianten gibt: Einmal durch die Flanke, in der wir waren, und die besonders am Nachmittag richtig scheisse ist, und einmal über den die Flanke begrenzenden Grat, wo wohl am Einstieg eine Kletterstelle ist. Der soll nicht ganz so schlimm sein :-). Aber das sehen wir dann, wenn wir irgendwann mal wieder dort hinaufklettern sollten...

Los gehts auf dem Firn
Und dann in die Rinne
Geil!
In der Rinne
Oben am Grat, los geht das Klettern
Wunderschön - leider Schattenseite
Schatten unseres Bergers & Dent Blanche
Vor dem ersten kleinen Turm
Umgehung
Kleiner & grosser Gendarm & Gipfelaufbau
Kletterer im Gipfelaufbau
Gegenverkehr
Rückblick - tolles Panorama!
Schöne Kletterei zum Gipfel hin
Gipfelgrat
Yeah!
Blick auf die Abstiegsroute zur Wellenkupp
Abseiler
Blick in die Nordwand hinunter
Der Firngrat - zum Glück mit guter Spur
Im Turm
Fixseilpassage mit Luft unter den Füssen
hinüber zur Wellenkuppe
und hier irgendwie runter
Scheiss Gelände
... noch mehr scheiss Gelände
Endlich auf dem Gletscher
Publisher/Contact
AdventureMind GmbH
c/o J. Hassler
Grienmattweg 1
CH-4410 Liestal
info@adventurelog.io