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Norwegen - Im Land der Riesen

Jotunheimen - Etappe 4

Hiking/Trekking
T4
Date of tour
21.8.2019
Tour started at
08:39
Tour finished at
17:34
Active time in hours
8.9 hrs
Distance in km
21.1 km
Ascent
1796 m
Descent
1564 m
Lowest point
1085 m
Highest point
2469 m
mountain
Galdhøpiggen 2469 m
Svellnose 2272 m
Keilhaus topp 2355 m
building
Spiterstulen turisthytte 1106 m

Als ich aufbrach, nahm ich mir vor, mindestens den Galdhoppigen zu besteigen, den höchsten Berg Skandinaviens. Dieser ist mit 2469m zwar nicht sehr hoch im Vergleich zu den Alpen, jedoch ist das Gelände und das Klima in Norwegens Gebirge genau so wie in der Schweiz ca. 1000 Meter höher. Soll heissen: Oben auf diesem Berg hat man das Gefühl, man stünde auf einem Schweizer Berg mit über 3000 Metern. Durchaus alpin!

Ich kann es kaum glauben, als ich morgens aus meinem Zelt krieche: Blauer Himmel. Sonne. Wenig Wind. An diesem einzigen Tag in der Woche, an dem ich gutes Wetter brauche, ist es tatsächlich da. Jeder andere Tag wäre nicht gut gewesen, da die Berggipfel in den Wolken hingen. Aber heute - heute ist es perfekt!

Ich kann mein Glück kaum fassen. Nach einem grösseren "Geschäft" in Spiterstulen (ich habe die Hütten sonst nie betreten) packe ich meinen Tagesrucksack. Statt 15 kg auf dem Rücken sind es jetzt nur noch meine Jacken, ein Müsliriegel, etwas Wasser, mein Geldbeutel und mein Handy.

Und obwohl ich schon über 50 km in den Beinen habe, bin ich flott unterwegs. Die 1500 Höhenmeter zum Gipfel sind für Tageswanderer angegeben mit "5 Stunden auf, 3 Stunden ab". Ich nehe mir vor, den Gipfel in 3 Stunden zu erreichen.

Da Spiterstulen mit dem Auto erreichbar ist und der Berg auch für Normalwanderer gut zu besteigen ist, machen sich morgens viele auf dem Weg zum Gipfel. Ich überhole und überhole... und als ich die ersten 800 Höhenmeter in 1 Stunde habe, senke ich mein Ziel auf 2 Stunden. Das klappt leider nicht ganz, weil sich die Steilheit oben legt und ersetzt wird durch ein alpines Auf und ab, teilweise über heikle schneebedeckte Granitblöcke und Schneefelder. Als Schlüsselstelle entpuppt sich eine rutschige Schneerampe etwa 10m abwärts - aber alles kein Problem für Alpinisten ;-).

Nach 2,5 Stunden komme ich oben an. Überall liegt Schnee. Der Blick ist beeindruckend! Ebenso, dass hier oben eine Hütte steht. Zuerst denke ich, dass es sich um eine einfache Schutzhütte handelt, aber drinnen gibts einen gemütlichen, beheizten Gastraum. Ein sehr unmotiviert junger Mann sitzt darin, der Getränke und Snacks verkauft - natürlich mit Kartenzahlung.

Der Abstieg ist ein Genuss. Ich springe von Granitblock zu Granitblock. Berge sind mein Ding, das merke ich immer wieder. Lieber so ein Gelände als kilometerweit in der Ebene!

Von Norden her kann man den Gipfel auch über den Gletscher von der Juvashytta besteigen, geführt. Diese Seilschaften habe ich dann auch gesehen. Übel! Da sind sicherlich 50 Leute, die aneinander geseilt über den Gletscher gehen. Zustände wie auf einem leichten 4000er in der Schweiz ;-)

Mittags um Zwei bin ich schon wieder unten und beschliesse, ein kurzes Bad im Fluss zu nehmen. So in etwa stellt man sich das Outdoor-Leben doch vor, oder? Nackt in den Fluss hüpfen und gemütlich in der Sonne warten, bis alles wieder trocken ist. Bei 10 Grad Aussentemperatur und dem seeehr kalten Wasser ist es in der Realität nicht so romantisch. Ich bin aufgrund meiner Powertour zwar innerlich warm, also ziehe ich mich aus und hüpfe in einen kleinen Seitenarm des grossen Stroms, der nur etwa 50 cm tief ist. Einmal rein, untertauchen, nicht mal eine Minute. Waaaah, geil! Was für ein Gefühl! Nach drei Tagen ohne Dusche fühlt sich das gut an.

Ich rubble mich trocken, packe meine Sachen zusammen, und es geht weiter. Schliesslich ist es erst Mittags um Zwei. Meine Bergtour ist beendet, aber morgen starte ich bereits auf meine Abschluss-Etappe. Jeden Kilometer, den ich heute noch mache, muss ich morgen nicht gehen. Und wer weiss, wie es mir morgen geht?

Am Fluss entlang geht es hinein in die totale Wildnis. Die Landschaft hier beeindruckend. In der Ferne sehe ich einen pyramidenförmigen Berg, den ich sofort besteigen will (Häkchen auf Todo-Liste gemacht) - seine Name ist Kyrkja, die Kirche. Etwa 5 km gehe ich noch weiter, bis zur Abzweigung nach Süden, die ich leider nehmen muss. Normalerweise, wenn man noch ein, zwei Tage mehr hätte, könnte man die etwas längere Runde über Leirvasbu nehmen. Doch ich hab ja nur diese Woche.

Ich verlasse den Wanderweg und suche nach einem geeigneten Platz für mein Zelt. Schwierig! Ich irre herum und irgendwann weiss ich nicht mehr, wo der Wanderweg ist. Ich sehe ihn nirgends, in keiner Richtung. Natürlich weiss ich, dass die Abzweigung unten am Fluss ist, aber das ist schon mehrere Hundert Meter entfernt und ich habe keine Lust, da nochmal runter zu gehen. Fuck. Also gehe ich so weit in die Richtung, in der ich den Weg vermute. Ich finde einen wunderbaren und furchtbar idyllischen Zeltplatz, und etwa hundert Meter weiter ist auch schon der Wanderweg. Puuh!

Dieser Zeltplatz wäre schwierig zu toppen. So schön!

Wundervoller Morgen!
Spiterstulen
Man sieht die Hütte schon
Die Schlüsselstelle
Die Gipfelhütte
Für solche Blicke geh ich in die Berge
Seilschaften im Aufstieg
Blick auf den Weiterweg
Neue Technik, neue Verbotsschilder
Ein Rollrucksack ist toll. Genügend Platz
... und winzig verpackt. Tolle Erfindung.
Weiter am Fluss entlang
Pausenplatz
Rentiere gabs auch :-)
Der schöne Zeltplatz dieser Welt
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