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Norwegen - Im Land der Riesen

Jotunheimen - Etappe 5

Hiking/Trekking
T3
Date of tour
22.8.2019
Tour started at
08:35
Tour finished at
16:14
Active time in hours
7.6 hrs
Distance in km
19.6 km
Ascent
540 m
Descent
852 m
Lowest point
999 m
Highest point
1665 m
valley
Storådalen
building
Gjendebu 990 m

In der Natur findet alles seinen Ausgleich - für den schönsten Tage dieser Woche auf dem Galdhoppigen kassiere ich heute einen Tag, an dem der Regen kurz nach Aufbruch beginnt und dann 8 Stunden lang nicht mehr endet.

Der Regen hält sich gerade noch so lange zurück, bis ich mein Zelt abgebaut habe. Ich sehe sogar noch den letzten Rest Sonne, der aber langsam schwindet.

Durch alpines und ziemlich ödes Geröllgelände geht es über einen 1600m hohen Pass. Der Regen verwandelte sich dort zeitweilig sogar in winzige Schneeflocken. Die Wege stehen unter Wasser, ich gehe am Wasser, im Wasser, durch Wasser. Es ist… nicht so schön, aber trotzdem ein Erlebnis!

Im alpinen Gelände befinden sich die Wegmarkierungen normalerweise auf Steinen, oder Steinmänner im Abstand von 20-40 Meter weisen den Weiterweg. Oben an einem See sehe ich den nächsten Steinmann nicht mehr. Was also tun? Jetzt im strömenden Regen die Rucksackhülle aufmachen, die Karte rausholen? Ich weiss doch, dass es „da hinten“ weiter geht. Also beschliesse ich nachzudenken: Welchen Weg würde ich hier wohl wählen? Links oder rechts um den See herum? Ich entscheide mich für „rechts herum“ und ziehe los.

Kein Steinmann mehr. Keine Markierungen. Nichts. Ich gehe weiter. Kein Bock wieder zurück zu gehen. Nach etwa einem Kilometer ist mir klar, dass ich nicht auf dem Weg bin. Irgendwann hole ich die Karte raus und sehe: Ah, links herum wäre wohl richtig gewesen. Egal.

Ich gehe bis ans südliche Ende des Sees, dort sollte ich wieder auf den Weg treffen. Doch dort angekommen finde ich ihn nicht. Ich sehe ihn nicht. Nirgends. Nur Steine! Laut Karte ist der Weg viel weiter östlich. Ich kämpfe mich einen Geröllhang hinauf und finde ihn etwa 50 Höhenmeter höher. Kein Wunder, dass ich ihn nicht gesehen habe. Jedenfalls bin ich ganz froh, wieder auf dem Weg zu sein. Der ist nämlich durchaus bequemer zu gehen als über metergrosse glitschige Granitblöcke zu tänzeln, auf denen ich mich öfter fast hingelegt habe…

Eigentlich will ich nur noch weiter, bis zum Ende der Etappe. Es gibt nirgends eine Unterstellmöglichkeit und der Regen wechselt von „leicht“ zu „mittel“ und zurück.

Beim Abstieg nach Gjendebu komme ich zum ersten Mal wieder zur Waldgrenze, die hier bei knapp 1000 Metern liegt. Faszinierend, wie alles um mich herum immer grüner und dichter wird. Leider gibts hier auch Kühe, und so ist der Weg ziemlich be***issen.

Dann endlich: Gjendebu, mein Zielort! Eigentlich hatte ich geplant, die Bootsfahrt erst am nächsten Morgen zu machen, doch der Fahrplan, der an der Hütte angepinnt ist, scheint mir zu vermitteln, dass das Boot von hier nur noch 1x am Tag fährt - und zwar in zehn Minuten! Also spurte ich zur Anlegestelle. Das Boot ist erreicht, der Tag gerettet. Sogar das Wetter wird jetzt besser.

In Gjendesheim muss ich wieder etwas raus aus dem Gebiet um die Hütte, steige dort nochmal auf einen kleinen Berg und suche dort nach einem Zeltplatz. Dort mache ich zwei Fehler. Fehler eins: Ich lasse meinen Rucksack an einem Felsen stehen, gehe 50 Meter weiter, um noch einen besseren Platz zu suchen, gehe zurück, und finde meinen Rucksack nicht mehr. Fuck. Hier sieht alles gleich aus! Ich muss das Gebiet im Kreis noch 5x absuchen, um meinen Rucksack wieder zu finden. Wie peinlich! Niemals mehr ohne Rucksack. Niemals!

Fehler zwei: Ich stelle das Zelt an einem wundervollen Platz im Trockenen auf. Leider auch so, dass es überhaupt nicht windgeschützt ist. Als die Sonne sich verzieht, wird der Wind so stark, dass er es mir fast vom Felsen runter reisst… ja. Man lernt nie aus.

Am nächsten Morgen steige ich von meinem Berg hinunter zur Bushaltestelle. Ich habe noch eine unbenutzte Gaskartusche in meinem Rucksack, die ich schon eine Woche mit mir herumtrage. Ich gehe in den Kiosk, gebe sie dem dortigen Verkäufer und sage ihm: "Wenn wieder einmal jemand vorbei kommt und nach Gas fragt, dann gib ihm diese Kartusche und sage ihm, sie sei ein Geschenk von einem Freund." - Der Verkäufer lächelte. Hoffentlich hält er sich dran! :-)

Ein Erlebnis war das. Es ist wunderbar, so frei und ungezwungen durch diese unberührte Landschaft zu gehen. So ähnlich wird es auch vor 2000 Jahren ausgesehen haben. Oder zur Zeit, als die Wikinger noch durch Jotunheimen, das „Land der Riesen“, gestreift sind.

Norwegen ist genial. Ich komme wieder!

Alles gepackt
Böh
Links oder rechts rum?
Der einzige "trockene" Platz
Sogar der Wasserfall ist verwaschen
Waldgrenze
Gjendebu
Aufs Schiff!
Der Besseggen von Etappe 1
Am nächsten Morgen scheint die Sonne
Abschiesbild
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