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Bristen Südgrat

Bristen

Bergsteigen/Hochtour
ZS-, 3c
Datum der Tour
25.7.2021
Beginn der Tour
06:08
Ende der Tour
16:47
Aktive Zeit in Stunden
10.5 Std.
Gesamtstrecke in km
12.9 km
Aufstieg in Höhenmetern
1314 m
Abstieg in Höhenmetern
2512 m
Geringste Höhe
888 m
Höchster erreichter Punkt
3073 m
dashboard.stats.metric.description.hr
121 bpm
Berg (alpin)
Bristen 3073 m
Berg
Zwächten 2790 m
Rot Bristen 2709 m
Chli Bristen
See/Gewässer
Bristensee
Sonstiger Ort
Chlüserlücke
Pörtlilücke 2506 m
Hinter Etzli
Chrützsteinrüti

Wir beginnen die Tour um 6 Uhr morgens von der wirklich schönen Etzlihütte aus. Wir sind allein, nicht mal Wanderer gehen den Weg, da es hinter der Pörtlilücke einen Felssturz gab und der Weg wohl unpassierbar ist.

Bis zur Lücke geht es gemütlich dahin. Dann beginnt ein wenig das Rätselraten, welche Aufstiegsvariante wir nehmen. Es ist bewölkt, immer wieder ziehen Nebelschwaden durch, aber es soll halbwegs trocken bleiben bis um ca. 15 Uhr. Hoffentlich!

Oben verhauen wir uns ein bisschen zu weit nach Westen, können das aber schnell ausgleich. Der Grat hinüber zum Zwächten zeigt uns bereits den Charakter der Tour: Teils ausgesetzte, überwiegend einfache Kletterei in brüchigem bis festen Granit. Je näher man an der Gratkante bleibt, desto besser.

Nach einiger Kletterei, zwischendurch sichern wir auch mal, da es doch etwas steiler wird, erreichen wir die Chluserlücke und stehen vor dem "Wändli". Yeah. Wenig ist zu lesen darüber, lt. Silbernagel führen "verschiedene Wege hindurch". Wir haben es einfach, denn mittlerweile gibt es eine Pfeilmarkierung am Einstieg und jeder Bohrhaken ist mit roter Farbe markiert!

Dennoch: Das Wändli hat es in sich für eine 3er, es ist tatsächlich eher eine 3c als eine 3a - im Silbernagel stehen beide Angaben. Mit Bergschuhen ist das nicht ganz ohne. Andreas steigt die Sache vor, aber ich bin im Nachstieg ganz froh, dass ich die erste Seillänge nicht machen musste - lieber friere ich am Stand, und das mitten im Juli. Das 50er-Seil hat genau gereicht für diese schwierigen Passagen mit den markierten Bohrhaken. Die zweite Länge ist dann gerade noch 2er-Gelände und sehr leicht zu klettern, Haken gibts dafür keine mehr, braucht man aber auch nicht.

Weiter gehts über den horizontalen Grat. Ohne Seil jetzt, aber hoch konzentriert. Einfache Stellen wechseln sich ab mit recht ausgesetzten Teilen. Aber: Hier macht die Kletterei riesigen Spass! Oben am Grat ist der Granit bombenfest, nur manchmal in den Flanken der Aufschwünge muss man die Griffe und Tritte gut prüfen.

Nach einer gefühlten Ewigkeit erreichen wir den Vorgipfel des Vorgipfels und dann den wirklichen Vorgipfel. Und stehen in rötlichem Fels vor einer eingerichteten Abseilstelle (aus 3 oder 4 Reepschnüren). Wir wundern uns, denn diese wurde in keiner Beschreibung erwähnt. Vor dem eigentlichen Gipfel geht es nämlich hinunter in eine Scharte, und von dort wieder steil hinauf den Gipfel - die Wand sieht zudem sehr schwer aus.

Also seilen wir eben ab, nach Osten hinunter... und landen in SEHR EKELKHAFTEM brüchigen Gelände. Nicht gut. Gar nicht gut. Von der Abseilstelle bricht sogar noch ein lockerer roter Felsbrocken ab und donnert ins Tal... Wir retten uns irgendwie durch den lockeren Schutt hindurch. Andreas geht in einer brüchtigen Rinne hinauf zum Gipfel, ich folge etwas später und wähle einen Weg weiter hinten mit besserem Fels. Da haben wir irgendwas falsch gemacht, evtl. müsste man direkt nach Norden in die Lücke abseilen oder absteigen.

Sieben Stunden haben wir gebraucht bis zum Gipfel, zwei Stunden mehr als vom Silbernagel angegeben. Und das, obwohl wir gefühlt nicht allzu langsam unterwegs waren. Das Wändli hat uns eine Stunde gekostet, und die Sicherei davor sicher auch nochmal etwas, auch die Abseilerei kam noch dazu. Aber egal: Hauptsache wir sind oben und das Wetter hält! Leider sehen wir nix, hängen mitten in einer Wolke. Schade.

Lange halten wir uns nicht auf, denn wir haben immer noch im Blick, dass Nachmittags Gewitter angesagt waren. Vermutlich würde es so laufen wie am Tag davor - der Wind bläst die Wolken so schnell voran, dass keine davon abregnen kann. Aber das weiss man ja nicht.

Runter gehts über einen T5-Weg mit einfachen Kletterstellen, und später weitgehend im T3-Gelände über den Nordostgrat. In der Lücke vor dem Lauchergrat biegen wir links ab, und wir gehen mitten in einer Wolke auf den Bristensee zu, den wir nicht sehen. Grob nach Norden auf einem Schneefeld hinunter gehts durch den Nebel und bald kreuzen wir wieder den Wanderweg, der uns mit einem knackigen Gegenanstieg durch die Laucherlücke zur letzten Etappe führt: Jetzt "nur" noch 1400 Höhenmeter runter ;-)

Der Abstieg zieht sich, geht aber gut. Das Wetter hält immer noch - welch Glück! - und wir kommen nach fast 11 Stunden Tour trocken beim Auto an, das wir in Golzern an der Seilbahn geparkt hatten.

Eine Hammer Tour zu meinem Geburtstag. Ein bisschen selbstzerstörend, aber das Gefühl hinterher ist umso besser. Kein Gipfel, den ich so schnell nochmal besteige, dafür ist die Tour zu lang und der Abstieg zu weit.

Aber wer eine Klettertour abseits der Massen sucht, ist hier sehr gut aufgehoben: Die Chance, alleine zu sein, ist vermutlich sehr gross :-)

Wandern zur Lücke
Die Wolken ziehen weg - kurz ;-)
Morgenstimmung
Hier irgendwie hoch
Blick zum Ruchen
Erster Blick aufs Wändli
Davor Kletterei am Grat
Sicherei vor dem Wändli
Tolle Stimmung
Das Chluserwändli
Und drinnen...
Oben am Grat
Tolle Kletterei über weite Teile
Blick vom Vorgipfel zum Gipfel
Abseilstelle - hier NICHT runter!
Formschönes Gipfelkreuz
Tolle Wolkenstimmung im Abstieg
Wolken am Lauchergrat
Vereinzelte Schneefelder
Endlich wieder unten!
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